
Das Mysterium Glas
Mein erster eigener Fund war zwar eine Scherbe von einer antiken Fliese, mein Herz aber schlug sofort um einiges höher beim Anblick einer Tortenplatte auf Fuß bei meiner Oma. Gelegenheiten gab es viele, sie zu Gesicht zu bekommen und mich vor Aufregung fast in Ohnmacht zu bringen: jeder Geburtstag oder andere Familienfeier sah ich die etwas graustichige Schönheit mit schönem Muster und setzte mich immer möglichst in ihrer Nähe, um alle Einzelheiten von ihr zu erhaschen: erhabenen Stand, mehrgliedrigen wunderschönen Balusterschaft, das komplizierte mysteriös erscheinende und sehr anziehende Muster der Platte selbst mit dem gewellten Rand.
Die Tortenplatte hat später meine Mutter geschenkt bekommen, sodass ich sie mir dann zu jeder Zeit anschauen und mich an ihr erfreuen konnte. Für mich war sie ein wertvoller Schatz, sie war zwar nicht wertvoll per se, sie war nicht aus edlem handgeschliffenen und handpolierten Bleikristall (wie ich es aus dem Haushalt meiner Eltern kannte) und ich es zu der Zeit für so gewöhnlich fand, da es fast nicht lohne, hinzuschauen.
Bleikristall war für meinen kindlichen Geschmack zu perfekt, zu makellos und zu glänzend, sodass es für mich beinahe künstlich und kitschig war, auch wenn wertvoll.
Im Gegensatz dazu fand ich „meine“ Etagere aus Pressglas mit all ihren Macken einfach wundervoll, nicht aus dieser Welt, herausstechend und einzigartig: mit ihren unzähligen winzigen Luftbläschen und diesem besonderen stumpfen Glanz und scharfen Presskanten war sie perfekt und eine Königin unter allem Glas, was ich kannte. Es gab aber ein Problem: ich wusste absolut nichts über ihre Herkunft und das genaue Alter. Porzellan wurde größtenteils gestempelt, Glas jedoch wurde leider seltener gemarkt und somit ein Mysterium.
Ich kannte als Kind nicht den Unterschied zwischen Bleikristall und Pressglas oder gepresstem Kristall und objektive Wertigkeit des ersteren war mir lange egal. Viel wertvoller erschien mir auch der viel älter wirkende Farbton des Glases: leicht grau- oder gelbstichig und angenehmer anzuschauen und herzwärmend. Und alt bedeutete viel für mich, ich entwickelte früh einen Riecher dafür.
Die Tortenetagere war aus altem Pressglas, früher dem Glas der Ärmeren genannt, es ahmte das edle Bleikristall nach, wurde in Formen gepresst und manchmal auch nachpoliert, um möglichst nah an das Original zu kommen. Dieses Ziel war zwar nie zu erreichen, das Reichtum an Mustern bei Pressglas jedoch war einfach unerschöpflich.
Als ich dann irgendwann dieses „billige“ schöne Glas zu sammeln begann, wollte ich möglichst viel darüber herausfinden: woher es kam und wie alt genau es war.
Mein erster Pressglas-Flohmarktkauf war eine Saliere in Fassform von Meisenthal, das wusste ich aber zu der Zeit noch nicht.
Ich klapperte das Internet durch auf der Suche nach Informationen, die mich näher an die Herkunft und das Alter dieses Schatzes bringen konnten.
Irgendwann -mehr oder weniger per Zufall- bin ich dann auf die Seite www.glas-musterbuch.de gestoßen, wo ich dann anfangs stundenlang erst ziellos umher streifte und Seiten blätterte und fasziniert den alten Abbildungen zuschaute. Mein Herz begann so hoch zu schlagen, dass ich die Welt um mich vergaß.
Alles, was in diesem Moment zählte, war der Inhalt, Abbildungen, Namen der Services, ja, auch das genaue Alter und sogar derzeitige Preislisten waren ersichtlich.
Eine Grube der Informationen für mich.
Die Seite widmet sich den alten historischen Glas-Musterbüchern, sie sind nach Herstellungsland, Ort und Jahr gut sortiert und der Nutzer kann in jedem dieser Musterbücher vor und zurück blättern.
Dort habe ich schließlich mit großer Freude meine Saliere gefunden, war überglücklich herausfinden zu können, dass sie aus dem Jahr 1907 stammte und einen schönen Namen „Pretoria“ trug. Endlich hatte mein Schatz einen Taufnamen.
Die Seite wurde auf meiner beruflichen Laufbahn zu einer unentbehrlichen Quelle für die Suche nach Hersteller und Alter der Objekte aus Pressglas aber nicht nur.
Irgendwann begann ich schon zu unterscheiden, welches Muster, Ausformung welchem Hersteller und Service zuzuordnen sind.
Das Mysterium wurde langsam gelüftet, die Liebe zu Pressglas blieb, die Herkunft und das Alter der Etagere aber ist trotzdem noch nicht bekannt.
Ich arbeite aber dran.
Die Tortenplatte hat später meine Mutter geschenkt bekommen, sodass ich sie mir dann zu jeder Zeit anschauen und mich an ihr erfreuen konnte. Für mich war sie ein wertvoller Schatz, sie war zwar nicht wertvoll per se, sie war nicht aus edlem handgeschliffenen und handpolierten Bleikristall (wie ich es aus dem Haushalt meiner Eltern kannte) und ich es zu der Zeit für so gewöhnlich fand, da es fast nicht lohne, hinzuschauen.
Bleikristall war für meinen kindlichen Geschmack zu perfekt, zu makellos und zu glänzend, sodass es für mich beinahe künstlich und kitschig war, auch wenn wertvoll.
Im Gegensatz dazu fand ich „meine“ Etagere aus Pressglas mit all ihren Macken einfach wundervoll, nicht aus dieser Welt, herausstechend und einzigartig: mit ihren unzähligen winzigen Luftbläschen und diesem besonderen stumpfen Glanz und scharfen Presskanten war sie perfekt und eine Königin unter allem Glas, was ich kannte. Es gab aber ein Problem: ich wusste absolut nichts über ihre Herkunft und das genaue Alter. Porzellan wurde größtenteils gestempelt, Glas jedoch wurde leider seltener gemarkt und somit ein Mysterium.
Ich kannte als Kind nicht den Unterschied zwischen Bleikristall und Pressglas oder gepresstem Kristall und objektive Wertigkeit des ersteren war mir lange egal. Viel wertvoller erschien mir auch der viel älter wirkende Farbton des Glases: leicht grau- oder gelbstichig und angenehmer anzuschauen und herzwärmend. Und alt bedeutete viel für mich, ich entwickelte früh einen Riecher dafür.
Die Tortenetagere war aus altem Pressglas, früher dem Glas der Ärmeren genannt, es ahmte das edle Bleikristall nach, wurde in Formen gepresst und manchmal auch nachpoliert, um möglichst nah an das Original zu kommen. Dieses Ziel war zwar nie zu erreichen, das Reichtum an Mustern bei Pressglas jedoch war einfach unerschöpflich.
Als ich dann irgendwann dieses „billige“ schöne Glas zu sammeln begann, wollte ich möglichst viel darüber herausfinden: woher es kam und wie alt genau es war.
Mein erster Pressglas-Flohmarktkauf war eine Saliere in Fassform von Meisenthal, das wusste ich aber zu der Zeit noch nicht.
Ich klapperte das Internet durch auf der Suche nach Informationen, die mich näher an die Herkunft und das Alter dieses Schatzes bringen konnten.
Irgendwann -mehr oder weniger per Zufall- bin ich dann auf die Seite www.glas-musterbuch.de gestoßen, wo ich dann anfangs stundenlang erst ziellos umher streifte und Seiten blätterte und fasziniert den alten Abbildungen zuschaute. Mein Herz begann so hoch zu schlagen, dass ich die Welt um mich vergaß.
Alles, was in diesem Moment zählte, war der Inhalt, Abbildungen, Namen der Services, ja, auch das genaue Alter und sogar derzeitige Preislisten waren ersichtlich.
Eine Grube der Informationen für mich.
Die Seite widmet sich den alten historischen Glas-Musterbüchern, sie sind nach Herstellungsland, Ort und Jahr gut sortiert und der Nutzer kann in jedem dieser Musterbücher vor und zurück blättern.
Dort habe ich schließlich mit großer Freude meine Saliere gefunden, war überglücklich herausfinden zu können, dass sie aus dem Jahr 1907 stammte und einen schönen Namen „Pretoria“ trug. Endlich hatte mein Schatz einen Taufnamen.
Die Seite wurde auf meiner beruflichen Laufbahn zu einer unentbehrlichen Quelle für die Suche nach Hersteller und Alter der Objekte aus Pressglas aber nicht nur.
Irgendwann begann ich schon zu unterscheiden, welches Muster, Ausformung welchem Hersteller und Service zuzuordnen sind.
Das Mysterium wurde langsam gelüftet, die Liebe zu Pressglas blieb, die Herkunft und das Alter der Etagere aber ist trotzdem noch nicht bekannt.
Ich arbeite aber dran.